Weblog von Dr. Melchior zur Antarctica Expedition



Alles auf Anfang

Die letzten Tage waren sehr ereignisreich. Rolf Seel, einer der beiden deutschen Teammitglieder musste wegen einer schweren Rückenverletzung vom Eis evakuiert werden, dass bedeutet wir alle mussten den ganzen bereits zurückgelegten Weg, wieder retour gehen.

Was Rolf genau hat, weiß man leider nicht. Begonnen hat alles bereits am 1. Tag. Am 2. Tag hat er sich noch durchgequält, am 3. Tag war es unmöglich, da haben wir schon seinen Schlitten gezogen...

Zuerst waren wir natürlich alle traurig, weil ein Mitglied des Teams nach Hause fliegen musste. Das ist nie ein angenehmes Ereignis. Zusätzlich war es für die ganze Gruppe sehr schwer, weil jeder noch mehr Gepäck tragen musste.

Die Entscheidung ist uns deshalb einerseits sehr schwer, aber anderseits auch sehr leicht gefallen, weil es keinen anderen Ausweg gab. Wir mussten diese Entscheidung treffen und wieder zum Starting Point retour gehen.

Unser Weltrekordversuch startet nun mit Freitag 25.11.05 wieder neu. Wir sind auch gleich in hohem Tempo wieder losgegangen. Die Stimmung in der Gruppe ist auch wieder gut. Wir sind nur extrem müde. Die nächsten Tage werden wir versuchen unser geplantes Tempo zu gehen.

Die Expedition beginnt

22. November, das ist unser erster Tag am Eis.
Um 12.00 Uhr wurden wir mit einer Twin Otter zum Ausgangspunkt unserer Expedition geflogen. Drop off war 13.25 Ortszeit - Drop off point 82 Grad, 26 Min. 986 Sek, 65 Grad 00026 West und 170m Sealevel.

Flugzeug

Die letzten 2 Tage haben wir in Patriot Hills, unserem Basislager, die letzten Vorbereitungen getroffen. Wir haben alles auf Schlitten gepackt, eigene Sachen plus Aufteilung für die ganze Gruppe z.B. Benzin für Kocher, Kocher, Pickel, Spaten, Seile Zelte, Iridiumtelefon etc.

IMG_0407

In der 1. Nacht im Zelt habe ich etwas unruhig geschlafen, ich musste mich erst an die durchgehende Helligkeit gewöhnen. Außerdem habe ich leider zu wenig getrunken, war dehydriert und hatte daher Kopfschmerzen.



Heute sind wir schon 3 Stunden in einem Rhythmus von 30 min gehen, 5 min Pause, wieder 30 min gehen, 10 min Pause 9,06 km gegangen. Wir befinden uns jetzt bei 83 Grad 31 Minuten 291 Süd, 65, 17 ,767 West auf 184 Sealevel, Richtung 188 Grad.

360-grad-weiss

Ich hab beim Gehen einmal in jeden Muskel hineingehört wie es mir geht und fühl mich soweit gut. Auch dem Team geht es gut. Nur leider hat sich Rolf am Rücken einen kleinen Hexenschuss zugezogen. Ich hoffe, dass das bald wieder besser wird.

Für den 23. November haben wir 6 Stunden Gehzeit eingeplant. Ich hoffe, dass wir wieder einen guten Rhythmus finden....

Spaß muss sein…

Im Team herrscht ausgelassene Stimmung. Wir haben uns jetzt gut mit der Situation abgefunden und sind zu allerhand Späßen auflegt.....

Es reicht!Wir haben es satt Tag und Nacht am Telefon herumzuhängen, bis der magische Anruf kommt. Wir wollen nicht länger warten.

Telefon1

Rolf Seel und ich haben beschlossen, uns zu Fuß auf den Weg nach Patriot Hills zu machen. Hier die letzten Bilder. Also bitte seid nicht böse, wir uns erst wieder melden, wenn wir in Patriot Hills sind…..

Schlitten-ziehen-

auf unserem mühsamen Weg nach Patriot Hills haben uns ein paar Pinguine gezeigt, wo` s lang geht.

Pinguine
Zuerst einmal nicht übers Eis, sondern übers Wasser - quer über die Magellanes Straits, Feuerland links liegen lassend. Ein kurzer Gruß an Cap Hoorn und weitere Breitengrade paddeln. Die Elephant Island schon in Sicht, erreichen wir hoffentlich morgen die Antarktische Halbinsel. ……

Telefon

No Move Today

10.30 Uhr, das letztes Update sieht wie folgt aus: der Wind in Patriot Hills ist stabil bei ca. 16-20 Knoten. Das Problem dabei ist nur, dass der Seitenwind starke Turbulenzen in Bodennähe verursacht und dass dadurch eine sichere Landung nur schwer möglich ist. - Durch das Schneefegen auf der Eisfläche ist ein Landepunkt nur schwer erkennbar – kurz gesagt: klarer Himmel, starker Seitenwind mit Schneetreiben in Bodennähe – Fazit: no move today!

Red-Light

Die eine Twin Otter konnte allerdings schon repariert werden. Bei der anderen Maschine ist der Ersatzflügel auch schon eingetroffen und wird mit uns einfliegen. Hier war die chilenische Armee sehr hilfreich, die uns den einen Ersatzflügel zur Verfügung gestellt hat.

Ansonsten ist die Stimmung im Team gut, fast schon ausgelassen. Wir haben alle unsere Situation hier akzeptiert. Wir wollen auch kein unnötiges Risiko eingehen. Schließlich haben wir jetzt so lange gewartet, da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht mehr an. Darüber waren wir uns alle einig.

Das nächstes Update gibt es erst wieder in 24 stunden...

Sturm und Schneefall über Patriot Hills

Wieder Sturm und dichter Schneefall in Patriot Hills. Während hier in Punta Arenas das schönste Wetter ist, besteht für uns nach wie vor keine Möglichkeit in die Antarktis zu fliegen. Leider müssen wir hier auf der Lauer liegen und können nicht weg, um uns zumindest die Umgebung anzusehen. Das schmerzt umso mehr, weil die Einheimischen meinen, es gibt hier nur zwei Jahreszeiten: Winter und schlechtes Wetter. Wir haben seit Tagen Frühsommer, das schönste Wetter, warm und angenehm, unglaublich intensives Licht und dunkelblauen Himmel. Wir würden uns zumindest gerne einen Teil von Patagonien anschauen, als hier tatenlos herumzuhängen. So treffen wir uns alle paar Stunden im Hotel in der Hoffnung, dass sich ein Wetterfenster aufmacht, das wir nutzen können.

Magellan-Statue

Außerdem war ich heute beim Magellan und habe ihm fest in die Zehe gebissen, vielleicht hat er vor Tagen einfach nicht mitbekommen, dass wir seine Füße berührt haben.

Das Wetter hat sich beruhigt

Das Wetter hat sich beruhigt. Der Sturm hat nachgelassen. Der Schaden an den Maschinen ist jetzt klar absehbar. Eine Twin Otter ist am Fahrwerk bzw. an den Schlittenkufen, die andere Maschine an den Flügeln beschädigt.

Teambesprechung

Unsere Strategie besteht jetzt darin, zuerst jene Maschine zu reparieren, deren Fahrwerk kaputt ist, indem das Fahrwerk der einen gegen das der anderen ausgetauscht wird. So haben wir zumindest die eine Maschine die wir brauchen startbereit. Die Reparatur der anderen wird noch einige Tage dauern, weil Ersatzteile geliefert werden müssen. Für unser Vorhaben ist das aber unerheblich. Wir brauchen nur eine funktionsfähige Maschine. So wie es aussieht können wir vielleicht doch morgen oder übermorgen ins Basislager aufbrechen, sofern uns das Wetter nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Stimmung im Team schwankt nach wie vor zwischen Aggression, Verbitterung und Frustration. Die Luft ist bei manchen etwas draußen. Jeder war im Kopf schon startbereit. Jetzt heißt es sich wieder neu motivieren. Das ist oft nicht so leicht und kommt auf den Charakter des Einzelnen an. Jeder geht mit der Situation einfach anders um.

Mir selbst macht es weniger aus. Ich hab meine tägliche Routine, wie sonst auch. Für mich ist es nichts Neues, denn damals bei der Nordpolexpedition mussten wir auch längere Zeit bis zum Aufbruch warten. In den Polgegenden ist das nichts Ungewöhnliches.

Die Stimmung im Team schwankt

11:30 der Sturm hat etwas nachgelassen. Die traurige Bilanz: Einige Zelten und zwei Twin Otters Maschinen sind kaputt. Es gibt im Moment keine Chance rein zu fliegen. Vor Dienstag ist ein Anflug nach Patriot Hills kaum realistisch. Die Stimmung im Team schwankt zwischen Aggression, Frustration und Verbitterung.

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