Weblog von Dr. Melchior zur Antarctica Expedition



Kampf gegen Eis, Sturm und Sastrugis:

Wieder einen Schritt näher zum Weltrekord

Wir befinden uns momentan auf 88 Grad 20 Minuten Süd, 72 Grad 15 Minuten West auf einer Höhe von 2672 Meter. Das ist bereits am hohen Plateau. Es fehlen uns in etwa noch 180km zum Pol. Wir sind derzeit sehr gut unterwegs. Heute sogar länger. Wir haben noch eine Zusatzetappe eingelegt, um mehr Kilometer zu machen und noch schneller zu sein.

Langsam beruhigt sich jetzt dieses extreme Sastrugi Gelände. Es ist auch wieder flacher und angenehmer über dieses Terrain zu gehen. Das hat den Vorteil, dass wir schneller unterwegs sein können, da wir nicht dauernd über diese Wellen müssen oder mit dem Schlitten zurückgerissen werden. Wir schauen, dass wir die nächsten Tage bis zum 24. Dezember noch so viele Kilometer wie möglich ist machen können. Wir wollen den 24.12 am 89 Grad verbringen, vielleicht noch ein bisschen weiter.

Sonst geht es uns gut. Nur Rolf hat leider eine massive Allergie bekommen. Keiner weiß worauf. Es ist plötzlich am ganzen Körper ausgebrochen. Er kann kaum schlafen, es juckt überall, besonders wenn er in der Wärme ist. Wir hoffen, dass sich das bald wieder beruhigt.
Für meine Aufschürfungen bzw. Blasen habe ich jetzt noch eine dritte Schicht angelegt. Trotzdem muss ich es unbedingt in Punta Arenas anschauen lassen. Wir vermuten fast, dass es sich dabei um Frostbeulen handelt. Da ich doch schwitze, kann der Schweiß in den kurzen Pausen doch gefrieren. … Es gehört halt ordentlich ausgeheilt.

Das ganze Team ist ansonsten voll zielorientiert. Sollte in den nächsten Tagen nichts Gröberes passieren, schaffen wir es planmäßig unser Ziel zu erreichen.

Das Wetter war heute wieder sehr schön. Gestern hat uns der Wind und die Kälte etwas zu schaffen gemacht.

Dem immer näher rückenden Weihnachtsfest stehe ich momentan eher ambivalent gegenüber. Einerseits geht mir meine Familie natürlich besonders zu dieser Jahreszeit ab, anderseits gibt sie mir auch enorm viel Kraft um meine Aufgabe hier zu erfüllen. Die mache ich nach besten Wissen und Gewissen. Ohne abwertend zu klingen: Heuer hat Weihnachten für mich deshalb keinen Platz.

Den 24.12, sowie auch die beiden anderen Weihnachtsfeiertage sind für uns sehr harte Arbeitstage, weil wir versuchen werden das Maximum noch herauszuholen, um soweit zu kommen wie es irgendwie geht. Wir rechnen, dass wir nach Weihnachten noch 3 bis 4 Tagen brauchen um den Pol zu erreichen. Das erfordert einen hohen Einsatz. Wir werden alles tun, ob das Ziel so rasch wie möglich zu erreichen.

Wenn nichts dazwischen kommt, haben wir geplant Silvester am Pol zu feiern. ...


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Es läuft perfekt

Heute haben wir wieder 30 km gemacht. Wir sind jetzt noch ca. 266km vom Pol entfernt. Es läuft soweit perfekt. Die Landschaft ist zwar ein bisschen hart. Sastrugis, mal bergauf, mal bergab, lassen uns zwischendurch schon ordentlich kämpfen.

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Das Wetter hier ist ein absolutes Highlight. Heute hatten wir einen nahezu windstillen Tag. Das gibt es hier kaum.

Gesundheitlich geht es uns gut. Natürlich schleichen sich immer wieder neue Wehwehchen ein. Ich habe im Moment ziemliche Probleme mit den Oberschenkel, weil sich da alles aufreibt. Das muss ich mir sofort nach der Rückkehr anschauen lassen. Es ist nicht sehr angenehm. Jetzt ist nur alles zugeklebt. Durch die Kälte wird es zwar ein bisschen betäubt, aber es tut beim Gehen schon sehr weh. Auch die anderen haben ihre Probleme. Einer hat Schmerzen bei der Achillesferse, ein anderer hatte gestern Durchfall – das war echt unangenehm alle 30 Minuten die ganze Montur aus- und wieder anzuziehen.

Das Problem mit den Bindungen haben wir einstweilen auch im Griff. Gestern haben wir noch den Schuh von Cecile mit Superkleber repariert. Wir hoffen, es läuft auch weiterhin alles nach Plan.

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Noch 350 km zum Südpol

Es geht uns hervorragend, denn wir machen unglaubliche Kilometer – wir sind jetzt nur noch 350km Kilometer vom Pol entfernt.

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Heute haben wir zum Beispiel über 30km gemacht. Das war eine interessante Sache. Zuerst mussten wir über ein Gebiet mit Gletscherspalte gehen. Da ging es natürlich nicht so schnell. Aber den Rest des Tages, so ab 12.00 Uhr, hatten wir dann ein unheimliches Tempo drauf. So sind wir noch auf unser 30km gekommen. Mehr geht nicht mehr!

Meine Blasen sind in der Zwischenzeit auch abgeheilt. Allerdings habe ich nun andere Probleme, weil zwischen den Beinen die Haut abgeschürft ist. Das ist äußert unangenehm. Man hört ja so in sich hinein, wenn einem irgendetwas weh tut und fragt sich ob und wie es zu behandeln ist. Außerdem hofft man, dass es nicht schlimmer wird. Man ist hier draußen einfach sehr sensibel, dass nichts passiert.

Die Stimmung im Team ist ausgezeichnet. Heute teile ich mir das Zelt mit Rolf Bae, mit dem ich mich besonders gut verstehe.

Wir sind alle extrem teamorientiert, sonst bekommt man ja diesen Speed gar nicht hin. Wir wechseln uns beim Gehen immer ab, d.h. es führt immer ein anderer. Derjenige der vorne ist, schaut, dass er die Geschwindigkeit die möglich ist, geht und die anderen hängen sich an.

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Durch Sastrugi Felder

Wir haben bereits eine Menge an Kilometer zurückgelegt. Allerdings sind wir auch schon auf die ersten großen Sastrugis gestossen - das sind große Wellen, abstrakte Gebilde, die der Wind formt, manchmal bis zu einem Meter hoch.

eiswellen

Das hat ziemlich an unseren Kräften gezerrt, vor allem bei den letzten Etappen die wir heute gemacht haben. Wir stehen momentan auf 85 Grad 48 Minuten das sind ca. 470 km vom Pol weg, d.h. wir haben in den letzten Tagen wirklich gute Kilometer gemacht. Wir sind zwar heute todmüde, aber die Stimmung im Team ist nach wie vor sehr gut.

Nur haben wir im Moment große Problem mit den Bindungen, weil die Schrauben, die die Bindungen an den Schiern befestigen, brechen. Das betrifft uns alle. Wir müssen schauen, dass wir das wieder hinkriegen, bevor wir auf noch größere Sastrugis treffen.

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